Das Leben eines Schollie's
Flax erblickte das Licht der Welt im April des Jahres 1993 in Düsseldorf- Hellerhof.
Sein "Vater" war ein großer Collie und seine "Mutter" eine ziemlich kleine Schäferhündin. Wie das manchmal so ist im Leben, "Er" trifft "Sie" und schon ist's passiert. Wenn ich heute darüber nachdenke, obwohl ich Hobbyzüchter nicht leiden kann, schade wenn es nicht passiert wäre.
Ich lernte Flax als allererstes telefonisch kennen. Ein Anruf meiner Lebensgefährtin, in dem sie mir mitteilte, dass die Kinder Welpen besichtigen wären... dann, dass sie einen haben möchten... dann, dass sie schon zugesagt hätten ihn zu nehmen. Da ich als Kind selber mit Schäferhunden aufgewachsen war, kannte ich nun aus eigener Erfahrung die Lust von Kindern eine dauernde Verpflichtung zu übernehmen. Ich hatte aber nun keine Lust Tag und Nacht mit diesem Hund spazieren zu gehen. Also weiss ich noch genau wie ich am Telefon sagte: "Ich gehe wenn überhaupt nur abends mit dem Hund. Nur wenn ALLE krank sind und im Bett liegen mach ich Ausnahmen" Dann direkt: "Der Hund muß Ädilius heißen". Heute gesehen, eine dumme Idee von mir einen Hund Ädilius nennen zu wollen, die Gott sei Dank auch sofort im Proteststurm verwirbelte. Als annehmbare Lösung konnten wir uns am Telefon dann auf Flax einigen.
Sie fragen warum erst Ädilius und warum dann Flax. Kann ich erklären, als kleiner Junge, ja, waagerecht wie senkrecht, schenkten mir meine Eltern unter anderem dieses Buch.
Flax Ädilius - Das Leben eines Schäferhundes -
Seit dem hatte ich immer den Wunsch einen eigenen Schäferhund namens Ädilius zu haben. Die beiden Schäferhunde meiner Kindheit; Rolf, ein alter Recke aus dem Tierheim und Ännchen vom Stöckterteich vom Züchter hatten halt schon einen Namen.
Nun hatte ich es aber doch noch geschafft. Gut, er war nur zur Hälfte Schäferhund und zur andern ein dickköpfiger Collie, trotzdem, für mich war es immer Flax Ädilius.
Vielleicht fragen Sie sich auch noch warum Schollie. Diese lustige Rassebezeichnung entstand bei einem Familienbesuch durch die Zusamenlegung von Schäferhund und Collie.
Die Kinderstube von Flax wurde mit der Zeit ziemlich chaotisch, die "Mummi" versorgte ihre Welpen nicht mehr so richtig und wir holten Flax auf Anraten der Tierärztin als leichte "Frühgeburt" zu uns nach Hause.
Flax machte das, was ein kleiner Welpe so macht, auf den Boden piseln, nicht spazieren gehen wollen, im Garten rumtollen und keine Lust auf Autofahren haben. Das erzeugte natürlich alles etwas Stress, der will nicht mit mir gehen und andere Äußerungen fielen. Aber mit der Zeit passten alle Ecken und Kanten zu einem Puzzle zusammen. Gut, dass er später ausgerechnet meine restaurierten Stühle zu Dreibeinern machen mußte fand ich schon etwas unglücklich.
Seinen ersten längeren Ausflug zu Fuß machte er in den Neusser Yachthafen. Dort angekommen war er fix und fertig von der großen weiten Welt. Wir setzten uns auf eine Bank, Flax legte sich zwischen uns und schlief tief und fest ein. Die Jahre danach machte er das immer wieder gerne, war aber doch irgendwann zu groß dafür.
Seinen Arbeitsbereich verlegte er dann in den Garten. Dort beackerte er mit Moppel dem "Zwerghasen" unsere Beete. Moppel führte mit ihm ein intensives Bodenbearbeitungsprogramm durch und Flax lernte unheimlich schnell. Es fand dann so eine Art gemeinsamer Umlegungsplan statt, Gartenland ergibt Ackerland. Den ersten echten Stress gab es als Flax seinen aus Weiden geflochtenen Schlafkorb in Stückchen zerlegte. Er knackte die Weiden wie Salzstangen und prompt blieb ihm eine quer im Oberkiefer hängen. Ein schreckliches Drama, ließ er dann aber nach einer Zeit von uns entfernen und seine Welt war wieder in Ordnung.
Im Allgemeinen konnte er am Wochende auf den Rheinwiesen seinen Tobedrang ausleben. Dort spielte er mit anderen Hunden in der Gruppe, lernte Schafherden kennen und weigerte sich zu schwimmen. Flax war ohnehin ein fürchterlich penibler Hund, außer den ersten Welpenpfützen in der Wohnung, es waren wirklich nur wenige, hat er nie wieder etwas in der Wohnung hinterlassen. Er durchlief keine Pfützen, er umlief sie und wenn es wirklich nicht zu vermeiden war konnte man die Abscheu sehen wenn er die Pfoten in die Pfütze stellte. Andere Hunde, die sich mit Anlauf in einer Pfütze wälzten, guckte er fassungslos an. Schwimmen war auch nicht so sein Ding, in einem Urlaub im Harz wollte er immer mit wenn die Kinder ins Wasser gingen. Wollte allerdings nicht ins Wasser sondern nur dabei sein, also mieteten wir ein breiteres Mehrpersonenkanu. Flax stieg mit ein und als das Land sich entfernte, bekam er fast einen mittleren Herzinfarkt. Von da an saß er geduldig am Ufer und beobachtete uns nur.
Er war ein sehr friedlicher Hund, bewachte jedoch Haus und Grund vorzüglich. Die Eigentümer der anderen Häuser in der Reihe waren von seinem Abschreckungswert begeistert. Statistisch gesehen waren wir mit Flax eine der wenigen Reihen dieser Gegend in die nicht eingebrochen wurde. Das Flax schon mal über den kleinen Jagerzaun zum Nachbarn hüpfte oder im Garten mit den Kindern bellend herumtobte, wurde daher wohlwollend toleriert.
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