Wo bin ich ins Stocken gekommen, ach, ja...

Ende 1994 wurde er dann einmal böse gebissen. Im Spiel lag er schon auf dem Rücken und ein fremder Hund der hinzu kam, biß ihn kommentarlos in die Innenseite des re. Hinterlaufes. Na, die Tieräztin konnte nicht von uns leben, aber wir verloren sie nicht aus den Augen. Dummerweise verknüpfte Flax das alles mit einem Dobermannrüden, der aber wirklich schuldlos war. "Dobermännern" ging er später immer aus dem Weg und wurde auch nicht warm mit ihnen.
Er liebte unsere gemeinsamen Fahrradtouren, Fahrräder waren für ihn der Oberbegriff für laufen, rennen, in Biergärten rumflezeln und vielleicht dann was Leckeres abstauben. Bei der ersten längeren Tour hatte er am nächsten Morgen einen fürchterlichen Muskelkater und lief als ob er 15 Jahre alt wäre. An mehreren dafür geeigneten Stellen machten wir bei weiteren Touren Spurts, die wir abwechselt gewannen. Es machte ihm einen tollen Spaß und er schaute sich beim "Wettrennen" immer um zu mir, ob ich denn schon näher kam. Manchmal war er allerdings ein wenig unfair, entschied dass ich der Verlierer sein sollte und startete schon vorher...
Ende 1995 kam es dann für uns und ihn zur ersten Belastungsprobe. Die Tierärztin vermutete eine
Myositis eosinophilica, die Kontrolluntersuchung in Duisburg bestätigte dies leider. Zusätzlich trat noch Muskelschwund am Kopf und an den Oberschenkeln auf. Er bekam längere Zeit Cortison in hoher Dosierung, mit den bekannten starken Nebenwirkungen, ich konnte es ihm glücklicherweise selber spritzen. Dadurch blieben zu mindestens die Magenprobleme aus. Irgendwann blieb uns nur noch die Wahl, das Cortison ausschleichen, oder Flax am Cortison sterben zu lassen. Wir schlichen aus und hofften, hofften, hofften. Sehr, sehr langsam bekrabbelte er sich wieder, seine Werte wurden besser und nach einer Zeit massiven Haarausfalls wurde Flax wahrscheinlich auch auf Grund seines fürchterlichen Dickkopfes wieder gesund. Flax hatte es geschafft dieser Krankheit sein Leben wieder zu entreißen. Vorab kann ich schon sagen, sie kam glücklicherweise nie wieder, wofür wir alle dankbar waren.
Leider gab es dann im Jahr 1996 wieder ein einschneidendes Ereignis in unserem Leben, unser Familienverbund trennte sich. In der Zeit der Trennung sah man ihm deutlich das "Ich versteh nicht was hier los ist" an. Sinnvollerweise blieb Flax bei den Kindern, ich sah ihn erst einmal gar nicht und später sehr selten. Als wir uns das erste Mal nach der Trennung wiedersahen, zog er eine fast 10 minütige Wiedersehenszeremonie durch. Das halbe Lokal, in dem wir uns trafen hatte einen Heidenspaß. Na, wie schon geschrieben, wir sahen uns selten. Im Jahr 2001 war meine Ex auf Grund ihres Arbeitsplatzes und der Arbeitszeit nicht mehr in der Lage Flax zu versorgen. Flax wollte immer Anschluß, er wollte mit dabei sein und lehnte diverse Ausweichmöglichkeiten ab. Dann übernahm ich ihn nach Absprache mit meiner Nachbarin, die ihn tagsüber betreuen konnte. Es gab keinerlei Probleme mit dem Umzug, alles klappte wunderbar und er genoß förmlich die Möglichkeit über die Terrasse von einer Wohnung in die andere laufen zu können. Zum anderen genoß er ihre Leckerchen und ihre immer gut riechende Küche. Innerhalb des Jahres 2001 mußte er dann aus mehreren Gründen kastriert werden, er überstand die OP mit Bravour und war danach wieder der lustige, quicklebendige Flax. So durchwanderten wir die Wälder unserer Gegend, machten im Jahr 2002 zum ersten Mal die Gegend um Ratzeburg unsicher und ließen es uns gut gehen.
Mitte 2003, nach einem erneuten Urlaubstrip nach Ratzeburg, bemerkte ich auf Grund meines Berufes ein leicht auffälligen Gang. Seine Tierärztin bestätigte diese frühe Auffälligkeit und stellte noch eine Druckempfindlichkeit beider Hüften fest. Flax bekam erst einmal Medikamente zur Schmerzbeseitigung und der Gang wurde wieder normal. Anfang 2004 stellte sich dann als Diagnose beidseitig eine so massive Hüftdysplasie heraus, unverständlich warum er bis dato keinerlei Beschwerden gezeigt hatte. Wir führten die Behandlung als Schmerztherapie durch, Flax war damals 11 Jahre alt und die Hüften hatte ihm wohl seine "Mutter" vererbt. Eine Goldakupunktur war mir vom Zeitpunkt etwas zu früh, ich war noch auf dem Hoffnungstrip. Flax vertrug das erste Medikament nicht aber das zweite erwies sich als Basis-Dauerlösung, zu der wir noch Homöopatische Medikamente und solche aus dem Bereich der Knorpelaufbaustoffe hinzugaben. Mit dieser Medikamentation ging es Flax schmerzfrei und gut, er wurde wieder lustig und spielerisch. Im Laufe des Jahres degenerierte dann die Muskulatur des re. Hinterlaufes auf Grund einer "Cauda equina" immer sichtbarer, so dass seine Gangart oft wie die eines Betrunkenen wirkte. Er zeigte jedoch immer noch seinen unbändigen Lebenswillen und tobte weiterhin mit seiner abendlichen Hundegruppe, in der er die Rolle des Chef's übernommen hatte, herum. Anfang 2005 kam es dann allerdings als Folge der Muskeldegeneration öfter zum Einknicken des re. Hinterlaufes. Diesen hoch zu heben fiel ihm auch immer schwerer. Er drehte sich dann meistens über den re. Hinterlaufes um, da er diesen dann stehen lassen konnte.
Flax ging damit bravourös um, hatte jedoch keine Chance das immer öfter auftretende Einknicken auszugleichen.
Ab August 2005 passierte er immer öfter, er sah mich dann an als wollte er fragen, kannst Du mir nicht helfen? Ich konnte ihm auf dieser Welt nicht mehr helfen und traf eine einsame Entscheidung, von der mir immer die letzte Frage im Kopf bleibt, war es zu früh, eine Antwort darauf wird es nicht mehr geben.
Aber weg von meinen Problemen, glücklicherweise ließ sich der Tierarzt aus der Nachbarschaft, den ich vorher schon mal für Notfälle aufgesucht hatte zu einem Hausbesuch überreden. Dafür bin ich ihm noch heute dankbar. So konnte Flax am 6. September 2005 ganz ruhig in meinen Armen einschlafen und sein Herz hörte auf zu schlagen...

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